Frankfurt am Main, Februar 2014. Alle James Bond- und Mad Men-Fans aufgepasst: „Playboy Architektur, 1953 – 1979“ heißt die neue Ausstellung, die vom 15. Februar bis zum 20. April im Deutschen Architektur Museum am Mainufer zu sehen ist!
Doch auch Architektur- und Designfans kommen hier nicht zu kurz. Denn blickt man auf die Geschichte des Playboy-Magazins zurück, war es von seiner Anfangszeit 1953 bis zum Ende der 1970er Jahre nicht nur ein „Herrenmagazin“, sondern auch stets eine Zeitschrift für den „modernen, urbanen Junggesellen“. Also, für den „Lady-Killer“, der sich fernab familiärer Verpflichtungen auf seine „Beute“, die Frau für gewisse Stunden, freute.
Diese Einstellung widersprach dem damaligen Bild des „treusorgenden amerikanischen Familienvaters“ aus dem Vorort fundamental. Machte sich dieser Sorgen um den Garten, die lieben Kleinen oder das nächste Spiel seines Baseballteams, so kreisten die Gedanken des Junggesellen im „Playboy“ um Kleidung, Wohnungseinrichtung und Sportwagen. Das 1953 zum ersten Mal erschienene Magazin galt damals durchaus als „progressiv“, ging es doch mit Women’s Lib erst ein paar Jahrzehnte später so richtig los.
Das erstaunte sogar Experten:
„Als ich über amerikanische Architektur der 60er und 70er Jahre arbeitete, musste ich zu meiner Verwunderung häufig in den Playboy-Ausgaben der damaligen Zeit nach Abbildungen schauen. Dadurch entdeckte ich, welche Stellung das Magazin für die Themen Architektur und Design einmal inne hatte“, berichtet die eigens aus den Staaten zur Ausstellungseröffnung angereiste Princeton-Professorin und Kuratorin der Ausstellung Beatriz Colomina
Von Bunnies, Pads und mehr
Die Ausstellung ist in fünf Themenbereiche untergliedert:
Zum einen können Besucher im „Archiv“ Playboy-Magazine von 1953 bis 1979 durchblättern. Zusätzlich ergänzt wird das Angebot durch den „Playboy Hard Drive“. Hier kann man alle amerikanischen Ausgaben von 1953 bis 2010 in digitaler Form erleben.
Ein weiterer Teil ist dem „Bachelor Pad“ gewidmet. Hierbei handelt es sich um farbige Entwürfe für durchgestylte „Single-Wohnungen“. Besonders interessant ist hier, dass oftmals Frauen Leserbriefe an den Playboy schrieben, um nachzufragen, wo sie die dort gezeigten Möbelstücke erwerben können. Ein Höhepunkt ist hier für uns der Querschnitt des „Playboy Town House“, ein von Hugh Hefner selbst geplantes Wohnhaus, für dessen Bau er leider nie eine Baugenehmigung erhielt. Oder vielleicht auch besser so? In einem „Bachelor Pad“ darf es natürlich auch nicht an Sitzgelegenheiten fehlen und weil diese von so berühmten Designern wie Charles und Ray Eames, Eero Saarinen und Roberto Matta stammen, widmet sich die Ausstellung im Themenbereich „Chairs“ dem mondänen Mobiliar.Für Hugh Hefner war Chicago das Vorbild einer Großstadt für Junggesellen. Hier konnte dieser mit seinem Sportwagen durch die Häuserschluchten fahren oder abends aus seinem Penthouse in eine eine Bar gehen und einen Drink genießen. Aber Chicago war nicht die einzige Stadt, die im Playboy vorgestellt wurde. Di Städteporträts zeigen, dass sich der Playboy auch durchaus kritisch mit den Fragen der Zeit, wie ethnischen Konflikten, Kriminalität und Umweltproblemen auseinandersetzte. Mehr darüber erfährt man im Themenbereich „City“.
Natürlich werden sich die Besucher ausschließlich für den kunsthistorischen Aspekt der Ausstellung begeistern :-). Ganz wie der Playboy all die Jahrzehnte ja vor allem wegen der interessanten Features, weniger wegen der Fotos konsumiert wurde, wie man so sagt.
Dieser Meinung ist auch Peter Cachola Schmal, der DAM-Chef.
„Dass man den Playboy nur wegen der tollen Artikel und Interviews lese, ist nicht unbegründet“, sagt er. Seine Begründung lautet: Oft schrieben die berühmtesten Autoren ihrer Zeit wie Ernest Hemingway, Heinrich Böll und viele andere für den Playboy. Auch die Interviews, u.a. mit Jean Paul Satre, ließen die damalige Öffentlichkeit aufhorchen. Deshalb beleuchtet ein Teil der Schau die „Literatur“ im Playboy-Magazin.
Sexy Architektur
Für Peter Cachola Schmal, ganz in seiner Funktion als DAM-Direktor verhaftet, waren die Beiträge über Architektur sogar „sexier“ als die Playboy-Bunnies! In diesen stellten Architekten utopische Gegenentwürfe zur modernen Stadt und Größen wie Frank Lloyd Wright und Mies van der Rohe wurden porträtiert. Somit ist es nur logisch, dass sich der fünfte Teil der Ausstellung mit der „Architektur“ im Playboy befasst.
Und wer hat’s erfunden?
Die Ausstellung entstand durch eine Kooperation des „Bureau Europa“ im niederländischen Maastricht und der Princeton University. Nun ist sie zum ersten Mal, nach Stationen in Maastricht und Rotterdam, in Deutschland zu sehen.
Hugh Hefner sagte einmal über seinen Erfolg:„Das Interessante ist ja, wie ein Kerl der seine eigenen Phantasien auslebt, die Phantasien von so vielen anderen Leuten auslebt.“
Ob das stimmt, kann man jetzt vom 15. Februar bis 20. April im DAM herausfinden! 😉
Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, doch eins steht auf jeden Fall fest: „So architektonisch sexy hat man den „Playboy“ noch nie gesehen!

Wissen was „Playboy“ in Sachen Architektur zu bieten hat: Princeton-Professorin und Kuratorin der Ausstellung Beatriz Colomina und Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Foto: ROESSLER PR/ Jan-Christopher Krämer